Individuelle und kollektive Lernfelder
Ein vielversprechender Organisationsansatz besteht darin, die klassische Arbeitsteilung von Entscheiden und Ausführen (Taylorismus) Schritt für Schritt aufzugeben und beides mehr in die Hände der Mitarbeitenden, der Beteiligten und weiterer Folge mit Betrofffenen (so zum Beispiel auch KundInnen) zu legen (Empowerment). Das beherrschende Führungsprinzip der Vorgesetztenentscheidung wird ersetzt oder ergänzt durch das Prinzip der kollegialen Führung. Dabei werden die Teams innerhalb eines definierten Rahmens der Selbstorganisation zu eigenen, tragfähigen Entscheidungen befähigt. Die Teammitglieder beginnen, die Führungsarbeit im Team untereinander und auf Augenhöhe aufzuteilen und in die Selbstverantwortung zu gehen. Allmählich gewinnen die Teams ihre intrinsische Motivation sowie das Vertrauen in die eigenen Stärken zurück und erleben sich wieder selbstwirksam. Potentiale für die Organisation und deren Kunden werden freigesetzt.
Für diesen Entwicklungsprozess braucht es ein gewandeltes Führungsverständnis und entsprechendes Handwerkszeug. Die Entscheidungsmethode Systemisches Konsensieren setzt bei dieser Form agiler Teamentwicklung den entscheidenden Veränderungsimpuls.
Dem SK-Prinzip wohnt ein Innovationsprozess inne.
Seit der ersten Veröffentlichung im Jahre 2005 hat das SK-Team die Methodik kontinuierlich weiterentwickelt. Jedesmal, wenn das SK-Team die Methodik anwendet und dabei auf Widerstände stoßen, hinterfragen sie diese und erhalten so wertvolle Hinweise für Optimierungen oder für tatsächliche Innovationen. So konnten wir das einfach anzuwendende Auswahlkonsensieren um eine breite Sammlung von SK-Werkzeugen und SK-Anwendungen ergänzen, dazu gehört inzwischen auch eine digitale Anwendung.
Zunächst unterscheiden wir zwischen einer formalen Anwendung und einer Anwendung in Gesprächen. Die formale Anwendung eignet für Entscheidungsprozesse oder für konkrete Anwendungsfelder bzw. Settings. Viele Konsensierungen sind jedoch nicht formal. Sie nutzen SK-Kommunikationswerkzeuge in Alltags-, Team- oder Führungsgesprächen als niederschwellige und effektive Einigungsstrategie. So gesehen ist das SK-Prinzips eines der ältesten Entscheidungsverfahren. Es zeigt sich als Muster dann, wenn Menschen miteinander interagieren, deren Wohlergehen einander wichtig ist.
Das Schnellkonsensieren:
Freunde würden beispielsweise bei Widerständen eines Gruppenmitglieds sich nicht einfach darüber hinwegsetzen, sondern nach tragfähigen Lösungen suchen. Passiert das nicht, hält vermutlich auch die Freundschaft nicht lange.
Im Endeffekt haben wir für das SK-Prinzip die Entscheidungsmuster einer effektiven Gruppe von Freunden weiterentwickelt. Wenn eine Gruppe oder ein Team sich für das Schnellkonsensieren entscheidet, erhalten sie ein SK-Werkzeug, das nur minimal formalisiert ist. In der dann vielfach selbstorganisierten Gruppe, entscheiden alle Beteiligten mit grundsätzlich gleichem Stimmgewicht zusammen, auf Augenhöhe. Team lernen so, sich machtmissbrauchsfrei selbst zu führen. Schnellkonsensieren ist damit ein wesentliches Werkzeug von kollegialer Führung und von Group Centered Leadership.